Am Donnerstag, den 28. März 2024 fand im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Auf ein Gespräch mit…“ ein spannendes Zoom-Gespräch mit Frau Dr. Angela Häußler, Professorin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und unseren Teilnehmer:innen statt. Unter dem Titel „Care-Arbeit (Sorgearbeit): systemrelevant, aber systematisch unterbewertet“ wurden tiefgreifende Einsichten und Diskussionen über die Rolle und Bewertung von Care-Arbeit in unserer Gesellschaft ausgetauscht.
Frau Dr. Häußler betonte eindrücklich die zentrale Bedeutung der Care-Arbeit, insbesondere im Kontext der haushaltsbezogenen Ernährungs- und Verbraucherbildung. Sie erläuterte, inwiefern Care-Arbeit über den privaten Rahmen hinausgeht und eine essenzielle Grundlage für die Funktionsfähigkeit und das Wohlergehen unserer Gesellschaft darstellt. Die Relevanz der Care-Arbeit wird nämlich häufig erst sichtbar, wenn sie nicht mehr gemacht wird, was am Beispiel des Haushalts deutlich wird. Trotz ihrer unbestreitbaren Relevanz wird Care-Arbeit – obwohl sie einen Großteil des Alltags ausmacht und überwiegend von Frauen geleistet wird – systematisch unterbewertet. Diese Unterbewertung manifestiert sich unter anderem in einer recht hohen Gender Pay Gap sowie in der Gender Pension Gap, was die tief verwurzelten strukturellen Ungleichheiten in der Gesellschaft aufzeigt.
Die Diskussion machte deutlich, dass ein gesellschaftliches Umdenken erforderlich ist, um diese essenzielle Arbeit aufzuwerten und die damit verbundenen strukturellen Herausforderungen zu überwinden. Die Gesprächsteilnehmer:innen plädierten für eine Neubewertung von Care-Arbeit, die eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft ermöglichen würde.
Dazu wurden verschiedene Ansätze und Lösungswege diskutiert, von der Einführung kommunaler Dienstleistungszentren bis hin zur Verkürzung der Arbeitszeit, um eine gerechtere Verteilung der Care-Arbeit zu erreichen. Es wurde betont, dass eine umfassende gesellschaftliche Veränderung notwendig ist, um die zunehmend herausfordernde Situation im Bereich der Care-Arbeit anzugehen und eine gerechtere Anerkennung sowie Vergütung dieser unverzichtbaren Tätigkeiten zu gewährleisten.
Unser Gespräch unterstreicht die Notwendigkeit, traditionelle Rollenverteilungen zu überdenken und die produktive sowie kreative Natur von Haushalts- und Care-Arbeit anzuerkennen. Die Betrachtung von Haushalten nicht nur als Konsumenten, sondern als aktive Teilnehmer am gesellschaftlichen Leben, bietet die Chance, innovative Lösungen für bestehende Probleme zu entwickeln, insbesondere im Bereich der Gesundheitsförderung.
Für Mitglieder des Berufsverbands Gesundheitsförderung e.V. steht die vollständige Aufzeichnung des aufschlussreichen Gesprächs zur Verfügung.
Haben Sie/hast Du Vorschläge für mögliche Referent:innen, mit denen Sie/Du gerne ein Gespräch hätten/hättest? Senden Sie/Sende uns gerne Ihren/Deinen Vorschlag an veranstaltungen@bv-gesundheitsfoerderung.de
Wir freuen uns bereits auf das nächste Gespräch am Donnerstag, den 02. Mai 2024.